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AutorenbildIrina Katinka Horvath

Frieden in uns finden und unsere natürliche Macht behalten!


Mein Recht auf Macht über mein Leben als Frau und über meinen Körper ist etwas, das ich mir mit vielen Jahren sorgfältiger und sorgsamer Persönlichkeitsarbeit erobert habe.

Dahinter steckte meine Sehnsucht nach einem glücklichen und lustvollen Leben, innerem und äusseren Frieden und Verstehen wollen. Mit dem Wunsch nach der mir grösstmöglichen persönlichen Freiheit, um einfach glücklich und natürlich mich selbst zu sein.

Was dies für eine Bedeutung auf die aktuelle Zeitqualität hat, weiss und fühle ich ganz stark. Und ich möchte diese nun mit so vielen Menschen wie möglich teilen, damit auch sie sich mutig auf den Weg machen, zu mehr persönlicher Freiheit und einem glücklichen Leben, weil jedes Lebewesen darauf ein Recht hat.

Es ist alarmierend, dass die Liste von Gewalt, Krieg und Unterdrückung immer länger wird und noch mehr Opfer von transgenerationalen Traumata schafft. Es wird unablässig die Saat dafür gesät, dass spätere Generationen das Gleiche noch einmal durchleben, da die Überlebenden das Erfahrene ohne eigenes Wissen an nachfolgende Generationen weitergeben.


In diesem Blogartikel versuche ich ein sehr komplexes, grosses Thema auf eine reduzierte, vereinfachte Art und Weise verständlich näher zu bringen. Im Wissen, dass auch einiges fehlt. Ich gehe auf transgenerationale Traumata, ihre Wirkung auf die Lebensfähigkeit ein, sowie Möglichkeiten, wie die eigene Lebenskraft und Macht trotzdem zurückgewonnen bzw. beibehalten werden kann.

Warum? Weil diese Thematik vor unserer Haustüre steht und ich viele Menschen erlebe, wie sie verstehen und für sich selbst wirken möchten, ihre persönliche Macht wieder zurückzuholen. Die aktuelle Situation in der Ukraine aktiviert die Erinnerungen bei vielen Älteren, die den letzten Weltkrieg miterlebt haben, wie auch bei deren Kindern. Ich erzähle dir einerseits persönliches, Erfahrungen aus meiner Praxis sowie auch Erkenntnisse aus der Wissenschaft.



Die Mischung soll dich einerseits inspirieren, beruhigen und ermutigen:

Dich selbst mutig auf deinen Weg zu wagen, dich selbst und deine Geschichte zu erforschen, alte Wunden zu heilen und darin Kraftquellen zu finden, um heute dein volles Potenzial und deine beste Version zu leben. Dich besser zu verstehen und mehr bei dir anzukommen. Um anders in dieser Welt zu wirken oder auf sie neu zu antworten.

Mein eigener Weg...

Beginnen möchte ich mit meiner eigenen Geschichte.


Die Erforschung meiner Geschichte war nicht immer einfach. Es gab viele Momente in denen ich entmutigt war, oder fast die Hoffnung verlor, dass sich etwas veränderte. Doch aufgeben war für mich nie eine Option!


Als junge Erwachsene fühlte ich mich in der Welt immer wieder nicht wirklich aufgehoben oder wie ich es heute beschreiben würde: Die Welt und ich resonierten nicht so miteinander, wonach ich mich sehnte. Ich unterlag Selbstkritik und Selbstzweifel, fühlte mich getrennt von den Mitmenschen, verurteilte mich oft für mein so sein, wie ich bin. Und war oft wütend und traurig, weil ich auch immer wieder das Gefühl und den Eindruck hatte, dass ich irgendwie anders sei. Das dauerte bis in die Mitte meiner 30er.


Als ehemalige Geschichtslehrerin hatte ich eine Faszination für die Zeit des 2. Weltkrieges. Ich konnte dieses intensive Interesse zu Beginn nicht wirklich zuordnen, bis ich immer mehr die Zusammenhänge der Glaubens-, Fühl-, Denk- und Verhaltensmuster (sprich Konditionierungen) von mir, meiner Mutter und meiner Grossmutter besser verstand. Und natürlich auch die meiner Vaterseite. Ich verschlang Bücher, tauchte in Filme ein und wollte einfach verstehen: die Geschichte meiner Grosseltern und Eltern. Meine Herkunft. Denn was hatte ihre Geschichte mit meiner zu tun? Einer der beeindruckendsten Filme fand ich das "Weisse Band". Es zeigt die Kindheit derjenigen auf, die in Nazideutschland schlussendlich an der Macht waren. Sehr empfehlenswert!


2006, als Studentin auf dem Weg zur Tanz- und Bewegungstherapeutin auf dem zweiten Ausbildungsweg und der dazugehörigen Biografiearbeit, erforschte ich die mir unerklärlichen, unverständlichen Verhaltensweisen meiner Eltern und Geschwister weiter, sowie meine Trauer und Wut, einfach nicht von ihnen erkannt worden zu sein. Und meine Ängste, nicht gut genug zu sein. Sowie meiner Körpersignale, die ich oft nicht deuten konnte. Die Zeit der intensiven und vertieften Aufarbeitung der Familiengeschichte begann...meiner und insbesondere ihrer, sowie darüber hinaus.

Mein Ruf, mich und das Leben besser zu verstehen war stark, notwendig und schon fast existenziell. Minutiös erforschte ich mich selbst, entwickelte mich dabei auf eine selbst­bewusste Weise individu­alistisch. Und gewann das Verständnis für mich, dass ich ein emotional komplexer Mensch: sensitiv, kreativ und intuitiv bin.

Mich machte es extrem neugierig, nicht nur herauszufinden, warum ich so bin, wie ich bin, sondern auch, worin meine Veränderungsmöglichkeiten stecken.


Rückblickend weiss ich, dass diese Reise schon mit etwa 16 Jahren begann, als ich von einem Mann, in den ich unsterblich verknallt war nicht die Liebe bekommen hatte, die ich mir sehnsuchtsvoll von ihm wünschte. Meine Liebesgeschichten waren lange Zeit stets Dramen, darfst du wissen. Und irgendwie befand ich mich immer im Kampf. Mit mir selber und meinen Partnern.


Zudem nahm ich schon damals ganz leicht Leid bei mir, anderen, in der Gesellschaft und auf der Welt wahr. Um jedoch davon nicht immer überflutet zu werden, mitzuleiden, mich stets ohnmächtig oder wütend zu fühlen, sondern zu lernen einen mitfühlenden, ermächtigten Umgang zu finden und auch etwas zu bewirken, widmete ich mich der Entwicklung meiner Persönlichkeit.


Nun, was ich dabei gelernt, geheilt und umgeformt habe, dient dir zur Inspiration, wie du mit der heutigen Zeit einen Weg für dich finden kannst, gut selbst damit umzugehen.

Persönlichkeitsentwicklung bedeutet für mich, einerseits...

  • mich selbst zu erkennen (ei, was für ein Universum und Labyrinth!),

  • mich und Gegebenheiten so zu akzeptieren, wie sie sind (was ich auch erst lernen durfte!!!) und

  • mich dort zu verändern, wo ich kann und auch möchte (glaub mir, es gibt Momente, da möchte ich, dass die Zeit stehen bleibt und andere, da bin ich auch ungeduldig, dass ich noch nicht dort bin, wo ich unbedingt gerne sein möchte!)

Alle obigen drei Bausteine sind voneinander abhängig und verfolgen gemeinsam das Ziel, die Persönlichkeit so weiterzuentwickeln, dass ich als Individuum handlungsfähiger und unabhängiger werde. Ich habe mich zwar immer als sehr handlungsfähig und unabhängig wahrgenommen, doch war ich immer wieder davon überrascht, was denn alles noch möglich war und immer noch ist!

Je länger ich mich also seit meiner Jugend mit existenziellen Fragen auseinandersetzte, um Antworten in Bezug auf unser Dasein zu finden, umso mehr bin ich nebst der Psychologie, auch auf Spiritualität und philosophisches Denken gestossen und habe mein Interesse auch auf meine intuitive, inter- und intrapersonelle Wahrnehmung und Kompetenz gelegt (Beziehung zu mir und anderen). Dabei bin ich unter anderem auch auf Fragen gestossen wie:

  • Wie kann persönliches und kollektives Leid gemindert werden?

  • Wie können Ängste des Allein- und Verlassenseins transformiert werden?

  • Was wenn wir aufhören, weiterhin am Spiel mit dem obersten Ziel des Leistens mit dem ständigen "Mehr leisten, noch besser werden, von allem noch mehr, immer höhere Ziele erreichen..." teilzunehmen?

  • Wie wirken (traumatische) Erlebnisse der Eltern oder Grosseltern auf die folgenden Generationen aus?

  • Wie können ererbte Wunden geheilt werden?

  • Was, wenn mehr Rücksicht auf die individuellen Möglichkeiten des Einzelnen genommen werden kann?

  • Und wie kann ich frei, selbstbestimmt und lebendig ein glückliches, gesundes und aufregendes Leben führen?

„Denn nur, was wir kennen, erkennen wir. Und nur, was wir erkennen, können wir auch heilen.“

Katharina Drexler


Was ist ein Trauma oder was sind traumatische Erfahrungen?

Wichtig: nicht jede Belastung ist gleich ein Trauma. Traumatische Erfahrungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie unsere Verarbeitungsfähigkeit bei Weitem übersteigen.

Säugetiere fliehen, kämpfen oder erstarren: stellen sich tot. Bei Letzterem schütteln sie sich nach der Gefahr wieder ab und alles ist wieder gut. Leider funktioniert der Mensch nicht so. Menschen bleiben, wenn es brenzlig wird in der Starre und stecken dann in der Klemme.

Trauma heisst Verletzung. Diese kann sowohl körperlich als auch seelisch sein. Definitionsgemäss erfüllt ein traumatisches Ereignis folgende Kriterien: Die Person war selbst das Opfer oder Zeuge eines Ereignisses, bei dem das eigene Leben oder das Leben anderer Personen bedroht war oder eine ernste Verletzung zur Folge hatte.

Traumatische Erfahrungen lassen Menschen ohnmächtig und hilflos fühlen. Danach ist nichts mehr, wie es vorher war. Sie haben Angst, sind panisch oder fühlen sich leer – wie abgetötet.

Es gibt verschiedene Kategorien von Traumata. Kriege werden als kollektive Traumatisierung bezeichnet. Menschen fügen sich diese gegenseitig zu, sie stehen in einem grösseren, nicht individuellen Kontext, widerfahren einer grösseren Menschengruppe. Der Mensch steht dabei unter Dauerspannung, Angst und Panik. Entsetzen. Hilflosigkeit.

Faktoren, die im Umgang mit einem Trauma eine wesentliche Rolle spielen:

  • Ein einmaliges traumatisches Ereignis im Erwachsenenalter kann in der Regel besser verarbeitet werden als wiederholte und über Jahre andauernde Traumata im Kindsalter.

  • Ein durch äussere Faktoren (z. Bsp. Naturkatastrophe, Unfälle) ausgelöstes Trauma kann normalerweise besser verkraftet werden als ein durch Menschen verursachtes traumatisches Ereignis.

  • Je enger die Beziehung zur verursachenden Person ist, desto schwerer sind im Allgemeinen die Folgen.

  • Je mehr unterstützende Faktoren vorhanden sind, desto besser gelingt der Umgang mit schweren Belastungen. Unterstützend wirken können vertrauenswürdige, verlässliche Menschen, aber auch persönliche Fähigkeiten (z. Bsp. sich Hilfe holen können, sich besser schützen können).

  • Der Erziehungsstil von Menschen mit einer Traumafolge ist unmittelbar geprägt von der traumatischen Erfahrung. Der erschütternde Verlust an Sicherheit in der eigenen Vergangenheit lässt Traumatisierte häufig nach möglichst grosser Sicherheit für ihre Kinder streben, wodurch diese lernen, überwachsam und ängstlich zu sein. Daraus wiederum ergeben sich häufig Schwierigkeiten bei der Individuation und Ablösung.

  • Was als belastend betrachtet werden soll, beurteilen die Eltern auf der Basis ihrer traumatischen Erfahrung. Die Kinder wiederum lernen hierdurch, eigene Probleme als banal anzusehen.

Entscheidend ist, auf welchem Boden traumatische Erfahrungen fallen, welche Vorerfahrungen Betroffene gemacht haben. Wer bereits Vertrauen und Sicherheit erfahren hat, weiss, dass es so etwas wie soziale Unterstützung gibt. Das hält die Hoffnung aufrecht, dass es besser oder gut werden kann.


Welche Folgen hat ein Trauma?

Ein Trauma wirkt wie ganz extremer Stress. Körper und Geist sind in Alarmbereitschaft, was dem Überleben dient.

Was im Körper und im Geist geschieht...

Die Wissenschaft ist heute imstande, bestimmte biologische Marker zu identifizieren, die belegen, dass Traumata von einer Generation an die nächste weitergegeben werden können - und weitergegeben werden. Die Geschichte, die du mit deiner Familie teilst, beginnt schon vor deiner Empfängnis. In ihrer frühesten biologischen Form, als unbefruchtete Eizelle, teilst du bereits ein gemeinsames zellulares Umfeld mit deiner Mutter und Grossmutter. Als deine Grossmutter mit deiner Mutter im fünften Monat schwanger war, war die Vorläuferzelle der Eizelle, aus der du hervorgehst, bereits in einem der Eierstöcke deiner Mutter vorhanden.


Das heisst, noch bevor deine Mutter geborgen wurde, waren deine Mutter, deine Grossmutter und die frühesten Spuren von dir selbst alle in ein und demselben Körper - drei Generationen mit dem gleichen biologischen Umfeld.


Bruce Lipton, Pionier unter den Zellbiologen, fand heraus, dass die Emotionen der Mutter, etwa Angst, Wut, Liebe, Hoffnung, den biochemisch den Genausdruck der Nachkommen verändern können. Während der Schwangerschaft versorgen Nährstoffe im mütterlichen Blut den Fötus durch die Plazentawand. Mit den Nährstoffen setzt die Mutter zudem eine Menge Hormone und Informationssignale frei, die durch die von ihr erlebten Emotionen entstehen. Diese chemischen Signale lösen im Körper der Mutter wie auch im Fötus eine Reihe physiologischer Veränderungen sowie Veränderungen des Stoffwechsels und des Verhaltens aus. Chronische oder sich wiederholende Emotionen wie Wut und Angst können das Kind prägen oder "vorprogrammieren" - wie es sich der Umgebung anpasst: im Kampf oder Flucht Verhalten.


Rachel Yehuda, Professorin für Psychiatrie und Neurowissenschaft hat herausgefunden, dass bei Menschen mit Traumata das Stresshormon Kortisol jedoch nicht erhöht ist, sondern niedrig und dies auch in der nächsten Generation. Symptome jedoch können dann sein Depression, Angstzustände, Gefühlstaubheit, Schlaflosigkeit, beängstigende Gedanken und die Neigung rasch aus der Haut zu fahren.

Tatsache ist, dass ein suboptimaler Cortisolspiegel die Fähigkeit beeinträchtigt, uns emotional zu regulieren und Stress zu bewältigen. Es hat sich somit tatsächlich nachweisen lassen, dass belastende Lebensereignisse die Stressanfälligkeit in nachfolgenden Generatioen verändert.

Angst und Stress veränderen nicht nur den Körper in Richtung Kampf oder Flucht, sondern auch den Geist. Das Denken ist eingeengt, man kommt nicht aus seinem gedanklichen Käfig nicht heraus, bekommt einen Tunnelblick, kann keine neuen kreativen Lösungen finden. Ohne Angst sind die Gedanken freier, offener und weiter.


Denkprozess werden wirr und geraten durcheinander, so dass Erinnerungen nicht mehr mit dem Ereignis in Verbindung gebracht wird, auf das sie zurückgehen. Es werden Erinnerungsfetzen - Bilder, körperliche Empfindungen, Worte - in unserem Unterbewusstsein gespeichert und können später durch alles reaktivert werden, was auch nur im Entferntesten an die ursprüngliche Erfahrung erinnert. Ist sie erst einmal aktiviert, ist es so, als würde eine unsichtbare Rückspultaste betätigt, was uns dazu bringt, Aspekte des ursprünglichen Traumas in unserem Alltag zu reinszenieren. Auf bestimmte Menschen, Ereignisse oder Situationen wird auf eine unbewusste Weise reagiert, die aus der Vergangenheit stammt. Erst wenn das Ereignis in einen Gesamtzusammenhang eingeordnet werden kann, kann sich die Einstellung entwickeln: «Es ist vorbei. Ich habe es überlebt.» Dahin führt der Weg.


Wie wird ein Trauma von der einen Generation auf die nächste übertragen?

Sind die Eltern traumatisiert, können sie Gefühle von Angst, Hilflosigkeit oder Ohnmacht auf die nächste Generation übertragen. Wie das nicht nur auf Zellebene geschieht? Die Übermittlung von Emotionen erfolgt nicht nur über die verbale Kommunikation, sondern ebenso über Körperhaltung, Gestik, Mimik, Blick, Stimme, gewährte oder versagte Berührungen.

Gerade wenn darüber nicht gesprochen wird, hängt das atmosphärisch in der Luft. Leidet ein Elternteil unter Traumafolgen, kann das die Beziehung zum Kind beeinflussen. Es kann zu Wahrnehmungsverzerrungen kommen, was die eigene Person und soziale Beziehungen betrifft. Ein Kind kann nicht verstehen, warum sich der Elternteil ihm nicht zuwendet und so wird sein Bindungsbedürfnis nicht befriedigt.

Es ist überfordert, wenn eigene Gefühle von Angst nicht von der erwachsenen Bezugsperson feinfühlig reguliert werden, weil diese es selbst nicht kann. Um dies auszugleichen, braucht es ein möglichst gesundes Umfeld mit äusserer Sicherheit, sozialer Unterstützung durch weitere Bezugspersonen und entsprechender Hilfe für die Betroffenen.

Ein afrikanisches Sprichwort sagt: «Für die Erziehung eines Kindes braucht es ein ganzes Dorf.» Das gilt umso mehr für belastende Familien, die alleine überfordert sind und ein unterstützendes soziales Netzwerk brauchen. Sich Hilfe holen zu können, ist eine Fähigkeit und Stärke, gerade auch insbesondere in solchen Momenten.


Nicht alle Auswirkungen von Traumata sind negativ

Rachel Yehuda zufolge liegt der Sinn einer epigenetischen Veränderung darin, die

Bandbreite unserer Reaktionsmögiglichkeiten in stressbelastenden Situationen zu erweitern.


Das eigene Stresstoleranzfenster zu kennen, ist Gold wert. Menschen mit einem grossen Toleranzfenster können mehr Gefühle, mehr Erregung zulassen, ohne dass es sie stresst. Sie können stärkere Glücksgefühle empfinden und auch mehr Stress aushalten als Menschen mit einem schmalen Toleranzfenster. Letztere stossen sehr schnell im wahrsten Sinne des Wortes an ihre Grenzen.


Wir alle fühlen uns am wohlsten, wenn wir uns im Rahmen unseres Toleranzfensters bewegen, und streben diesen Zustand auch an.


Das bedeutet, dass wir uns ununterbrochen selbst so regulieren dürfen, so dass wir innerhalb des Fensters bleiben. Die ideale Voraussetzung dafür ist, wenn wir uns die ganze Zeit spüren und Kontakt mit unserem Körper, unseren Gefühlen und Bedürfnissen halten können. Dann sind wir in der Lage, ein inneres Ungleichgewicht sofort auszugleichen.


Wie du Frieden findest und deine Macht behaltest...

In jedem Familiensystem gibt es Ereignisse in der Vergangenheit, die den freien Energiefluss des Systems beeinträchtigen, behindern und blockieren.

Statt traumatisiertes Geschehen immer wiedererleben lassen, ist es möglich Verinnerlichtes zu verändern, dazu gibt es verschiedene Methoden. Auch die Tanztherapie ist in diesem Feld wirksam. Und es gibt äusserst gute Traumatherapeuten im Feld! Wenn du merkst, dass du Themen hast, die transgenara dann hole dir Hilfe! Gerne kannst du mich anschreiben und ich gebe dir Empfehlungen weiter, dort wo ich kann.


Vieles, dass du als Symptom wahrnimmst hat die Ursache womöglich gar nicht in deiner eigenen Geschichte, sondern verbirgt sich in der Geschichte deiner Eltern, Grosseltern oder Urgrosseltern.


Ingrid Meyer Legrand setzt sich in ihrem Buch "Die Kraft der Kriegsenkel", mit der Frage auseinander, worin die Ressourcen der Kriegsenkel bestehen statt den Blick auf den Mangel und den Schrecken. Mich beeindruckt dabei die Sichtweise, den damaligen Flüchtlingen während oder nach dem 2. Weltkrieg Stärke zuzuweisen: Aus dem Nichts ein neues Leben aufzubauen und sich aus einer nahezu aussichtslosen Situation von heute auf morgen neu erfinden müssen.


Bis 1960 haben Kriegs- und Flüchtlingskinder die strapaziöse Nachkriegszeit nicht nur überstanden, sondern mitgestaltet. Sie waren Wegbereiter und Gestalter einer neuen demokratischen Gesellschaft, in der wir heute leben. Seit den 70er Jahren entwickelte sich eine Bildungsexpansion, die den Kriegsenkeln zugute gekommen ist: Es können mehr als eine Ausbildung, mehr als ein Studium und unzählige Fortbildungen wahrgenommen werden. Zum ersten Mal konnte eine Generation unabhängig von ihrer sozialen Herkunft "etwas werden". Ingrid Meyer Legrand geht sogar so weit zu sagen: "Das Leben der Kriegsenkel orientiert sich nicht mehr an tradierten gesellschaftlichen Erwartungen beziehungsweise an dem, was in bestimmten Phasen eines Lebens anstehen sollte....Sie suchen nach alternativen Lebensmodellen." Den Kriegsenkeln stand seit den 70er-Jahren die Gesellschaft in einer vorher nie gekannten Weise offen.


Viele Kriegsenkel haben diese Entwicklung genutzt, um andere Wege einzuschlagen, und haben viel für ihre Sehnsucht nach einem sinnvollen Leben riskiert.


"Flexibel auf Veränderungen reagieren", das ist die Kernbotschaft von Ingrid Meyer-Legrand, "welche die Kriegsenkel als Ressource mitbringen."

Es ist somit nicht alles eine Belastung, sondern stets eine Frage des Blickwinkels.


Ein Beispiel aus der Praxis:

Melanie, 40 Jahre alt, Akademikerin mit Doktortitel kommt gestresst zu mir. Sie bringt enorm viele kreative Ressourcen mit, kennt bereits einige Bewältigungsstrategien und reflektiert ausserordentlich gut, denn sie hat viel Gesprächstherapieerfahrung. Ihre Familien- und Ahnengeschichte ist reich an Leid (Krieg, Vertreibung und Flucht), insbesondere von der Mutterseite her. Und der Druck im Leben etwas Gutes zu tun, erfolgreich sein, das Leben anders zu leben, als die Mutter schwingt ganz fest mit. Das macht sie innerlich unruhig, treibt sie in die Arbeit. Führt zu Unzufriedenheit in der Partnerschaft. Und zum Gedanken: "Ich bin noch nicht gut genug!"


In der Zusammenarbeit mit Melanie erarbeite ich mit ihr zuerst das Gefühl von innerer Heimat, Schutz und Geborgenheit. Das geschieht einerseits über Imagination, jedoch auch über Körperwahrnehmung, bewusstes Atmen, Berührung und viel Wärme. Sich im Körper zu Hause zu erleben, sein dürfen, nichts müssen, der Schwerkraft, des Bodens und den inneren Bildern und Gefühlen im Hier und Jetzt zu vertrauen, sind aus entwicklungspsychologischer und neurowissenschaftlicher Sicht für mich das Fundament, um ganz im Leben anzukommen und es entspannt gestalten zu können.


Bereits nach dem ersten Mal merkte Melanie, dass sich aus dieser Geborgenheitserfahrung in ihrer "Höhle" sich ihre Befinden in der Welt und in Beziehungen zu verändern begonnen hat. Sie erlebte sich viel mehr bei sich selbst und war weniger im Aussen. Die Erfahrung, dass dies ein ganz natürlicher Grundzustand ist und dieser zu ihr gehören darf, bestärkte sie in ihrem Selbst und in ihrem: "Mir darf es gut gehen!"


Der Weg zu mehr innerer Verbundenheit und innerer Heimat

Eins der wichtigsten Grundbedürfnisse des Menschen ist Verbundenheit. Und das gelingt uns am Besten, wenn wir uns innerlich mit uns selbst und dem Aussen verbinden können.


In der zahlreichen Arbeit mit meinen Klientinnen ist es immer wieder relevant die eigenen Stressmuster genauer anzuschauen: Wie wird auf äussere Umstände reagiert? Wie auf Worte, Mimik, Tonfall? Welche Reaktionen zeigt der Körper? Welche Bedürfnisse werden unterdrückt, weil Glaubensmuster und Erfahrungen diese beeinflussen.

Es hilft auch genauer hinzuschauen, was im eigenen Leben gerade oder schon seit längerem sich in der Kampfzone befindet, was dringendst in die Friedenszone gehört und was in die Liebeszone eingebettet werden darf.

Es bedarf einer Überprüfung, welche Überzeugung du in Bezug auf das Leben, welche Annahmen du über dich selbst hast. Was du für wahr daran hältst, wie die Welt funktioniert oder was du bist und kannst.

Dabei geht es definitiv nicht mehr länger darum, sich in hohe Emotionalitäten und Dramen hineinzusteigern, auch wenn es sich im Moment scheinbar als lebendig anfühlt! Das Gehirn kann nämlich süchtig nach Stresshormonen und Endorphinen geworden sein: Jede starke Erregung, die zur Adrenalinausschüttung führ, entlässt Endorphine im Körper. Endorphine sind die körpereigenen, biologischen Schmerzmittel, und sie sind genauso mächtig und machen genauso süchtig wie die synthetischen. Diese "Dramasucht" hat im Endeffekt nichts mit der wirklichen Persönlichkeit zu tun.

Wie oben beschrieben, davon sind etwa 92% im Unterbewusstsein und 8% im Bewusstsein. Auch wenn wir uns danach sehnen, so bewusst wie möglich zu sein und zu leben, es gibt zum Glück noch ganz viel zu erforschen!

Um im Leben Leichtigkeit und Zuversicht zu fühlen und es bewusst selbstermächtigt führen zu können, ist es also hilfreich, unsere eigenen Stress-, Angst-, Denk- und Verhaltensmuster zu kennen. Weil wir in einem Netz von Gewohnheiten, Überzeugungen und Umweltfaktoren leben. In längst veralteten und überflüssigen Konditionierungen und ungesunden Co-Abhängigkeiten. Wir brauchen jedoch bestimmte Fähigkeiten, die es uns ermöglichen, unser Leben wirklich zu gestalten, so wie wir es uns wünschen. Solange wir nicht darüber verfügen, stolpern wir vorwärts, lassen uns von äusseren Umständen beeinflussen, treiben auf offener See ohne inneren Halt und ohne Richtung.

Wie du deine natürliche Macht behalten kannst...

Dank deiner Präsenz. Präsent im Augenblick und ganz wach anwesend zu sein. Nützlich dabei ist Selbstregulation. Was ist das? Verkürzt gesagt, umfasst sie nach Dami Charf folgende Fähigkeiten:

  • die Fähigkeit, sich bei emotionalem Aufruhr selbst zu beruhigen,

  • die Fähigkeit, sich zu erholen und zu entspannen,

  • die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auszurichten und zu halten,

  • die Fähigkeit, Impulse zu fühlen, zu kontrollieren und gegebenenfalls zurückzustellen,

  • die Fähigkeit, mit Frustrationen umzugehen,

  • die Fähigkeit, Absichten zu verwirklichen und Ziele zu verfolgen.

  • die Fähigkeit, Freude zu empfinden und die Welt erkunden zu wollen, sowie

  • die Fähigkeit, eine Pause zwischen Reiz und Reaktion zu machen.


Jede Einzelne von uns, ist den ganzen Tag über darauf angewiesen, sich innerlich so regulieren zu können, dass sie in einem guten Zustand bleibt. Das Leben hält ständige Herausforderungen für uns bereit und verlangt, dass wir uns dauernd auf Situationen einstellen, mit anderen Menschen umgehen, arbeitsfähig sind und uns sozial angemessen verhalten. Dabei ist es wichtig zu unterscheiden zwischen gefühlter Lebendigkeit und einem "Funktioniermodus".


Indem du dein Stresstoleranzfenster kennen lernst, kannst du auch flexibler mit den Begebenheiten des Lebens umgehen. Aktivismus und Dramatik hat nichts mit Lebendigkeit zu tun!



Bewege dich viel und finde einen guten Bezug zu deinem Körper und seine Reaktionen. Das tut gut! Egal ob Spaziergänge, Waldbaden, Skifahren, Tanzen, Yoga, Biken oder Joggen: alles was dir Freude bereitet, stärkt dich mit den Kräften der Erde und ladet dich wieder auf.


Halte immer wieder inne, reflektiere am Besten schriftlich:

  • Was brauchst du selbst und wo findest du zurück zu deinen inneren und äusseren Kraftorten? Wie kannst du einfühlend und stärkend mit dir selbst wirksam sein, dich selbst regulieren?

  • Wo verurteilst du dich selbst noch oder andere? Und wie gelingt es dir aus der Kampfzone in die Friedenszone zu kommen?

  • Was sind darin enthaltene Geschichten, die vermutlich gar nicht zu dir gehören, sondern zu deinen Ahnen? Gibt es etwas das nach Versöhnung ruft?

  • Was erzählt dir dabei dein Körper?

  • Worin brauchst du gerade Stärkung und Zuversicht? Und wer kann dir diese, vielleicht auch gerade aus dem Ahnensystem geben?

  • Wieviel eigener Raum brauchst du gerade ganz nur für dich selbst, um nur du selbst zu sein?

  • Wie kannst du anderen Menschen genau so viel Verständnis und Einfühlung entgegenbringen?


Wir sammeln Augenblicke. Keine Tage. Keine Wochen. Wir sammeln Augenblicke, in denen wir wach und voll präsent sind, in denen wir gefühlt und gespürt haben. In denen wir geliebt haben, verletzlich waren oder in denen wir unter Schmerzen gelitten haben. All das gehört zu uns. Das ist Leben.


In Zeiten wie diesen: Wie möchtest DU leben?



Buch-/Filmempfehlungen:

Dami Charf (2020): Auch alte Wunden können heilen. Wie Verletzungen aus der Kindheit unser Leben bestimmen und wir dennoch Frieden in uns selbst finden können

Katharina Drexler (2019): Ererbte Wunden heilen. Therapie der transgenerationalen Traumatisierung

Stefan Limmer (2015): Versöhnung mit den Ahnen. Mit der 7-Generationen-Aufstellung zu ungeahnter Kraft

Ingrid Meyer-Legrand (2020): Die Kraft der Kriegsenkel. Wie Kriegsenkel heute ihr biografisches Erbe erkennen und nutzen

Luise Reddemann/Cornelia Dehner-Rau (2013): Traum heilen. Ein Übungsbuch für Körper und Seele

Mark Wolynn: Dieser Schmerz ist nicht meiner. Wie wir uns mit dem seelischen Erbe unserer Familie aussöhnen (Kösel)

Michael Haneke (2009): Das weisse Band - Eine deutsche Kriegsgeschichte




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