Gastvlogbeitrag von Elif Schleiniger
Gestern war ich an einem Taylor Swift Konzert in Zürich. Es war das schlimmste, unattraktivste Konzert, das ich je gesehen habe. Diese Aussage mag überraschend sein, besonders weil ich Taylor Swifts Lieder und Liedtexte sehr schätze. Ihre Musik, die oft autobiografisch ist und Themen der Selbstheilung behandelt, hat mich stets angesprochen. Dennoch war das Konzert eine herbe Enttäuschung, und es brachte mich zum Nachdenken über tiefere gesellschaftliche Probleme, insbesondere in Bezug auf Identität, Rollenverteilung und den Zustand unserer Gemeinschaft.
Die Erwartungen und die Realität
Ich ging mit hohen Erwartungen zum Konzert, da ich Taylors Musik und ihre authentischen Texte mag. Ihre Fähigkeit, persönliche Erlebnisse in ihren Liedern zu verarbeiten und dabei emotionale Tiefe zu erreichen, ist bemerkenswert. Doch was auf der Bühne passierte, stand in krassem Gegensatz zu den Emotionen, die ihre Musik vermittelt.
Taylor Swift mag eine großartige Sängerin sein, aber als Live-Performerin konnte sie nicht überzeugen. Die Show wirkte monoton, und auf der großen Bühne ging sie verloren.
Die Aufteilung der Band verstärkte diesen Eindruck noch. Talentierte Musiker mussten in den Ecken der Bühne spielen, während Taylor als Star im Mittelpunkt stand. Diese Inszenierung spiegelt ein zentrales Problem unserer Gesellschaft wider: den Drang zum Mainstream und die Vernachlässigung von Strukturen und Rollen, die für eine funktionierende Gemeinschaft notwendig sind.
Die Rolle der Identität und Struktur in unserer Gesellschaft
Die Beobachtungen beim Konzert werfen ein Licht auf ein tieferliegendes Problem unserer Zeit: den Verlust von Strukturen und klaren Rollen in der Gesellschaft.
Viele junge Menschen, besonders die unter 35, kämpfen mit Identitätsproblemen und Unsicherheiten bezüglich ihrer Rolle in der Welt. Dies ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern hat weitreichende Auswirkungen auf das soziale Gefüge.
In unserer modernen Gesellschaft gibt es oft widersprüchliche Botschaften. Einerseits wird Freizügigkeit und Individualität gefeiert, andererseits gibt es Empörung und Verwirrung, wenn es zu Grenzüberschreitungen kommt. Die Balance zwischen persönlicher Freiheit und sozialer Verantwortung scheint verloren gegangen zu sein.
Gemeinschaft und Rollenverteilung: Eine verlorene Kunst?
Um zu verstehen, wie wichtig Strukturen und Rollen sind, lohnt sich ein Blick in die Natur.
Betrachten wir eine Herde Pferde: Es gibt einen Leithengst, eine Leitstute, Untertanen und Gefolge. Jede Rolle ist klar definiert, und jede Position trägt zum Überleben und Erfolg der Gemeinschaft bei. Diese klaren Strukturen sind nicht einschränkend, sondern unterstützend und notwendig.
In unserer Gesellschaft hingegen haben wir diese klaren Rollen oft verlernt oder sie werden als altmodisch und überholt angesehen. Doch gerade in der Familie und in sozialen Gemeinschaften ist die Übernahme und Anerkennung von Rollen entscheidend. Wenn Eltern überfordert sind und Schulen nicht mehr in der Lage sind, Erziehungsaufgaben zu übernehmen, entstehen Chaos und Unsicherheit.
Pferdegestütztes Coaching: Der Weg zu deiner Echtheit
Genau da kann ein pferdegestütztes Coaching in kurzer Zeit aufzeigen, was bei jedem Individuum abgeht. Mit meiner Arbeit zeigen die Pferde in kurzer Zeit, wo dein Platz im Leben, in einer Gesellschaft wirklich ist, wo deine Herausforderungen sind, wo du dich selbst hinterfragen darfst, wie du in der Gesellschaft ankommst und auftrittst.
Pferde sprechen eine deutliche und klare Sprache. Manchmal schlagen sie, manchmal beißen sie und mehrheitlich sind sie friedliebend und wohl in einem ausgeglichenen Verband. Ähnlich wie bei den Pferden können Menschen durch klare Strukturen und Rollenverständnis eine harmonische und funktionierende Gemeinschaft bilden.
Taylor Swift als Symptom unserer Zeit
Es gab unglaublich viele pubertierende Mädchen mit ihren Vätern in den Zuschauerrängen. Die Väter schienen oft selbst mit inneren Konflikten zu kämpfen, was die Unzulänglichkeit der modernen Rollenbilder verdeutlicht. Die Eltern, die eine wichtige Rolle in der Orientierung und Erziehung ihrer Kinder spielen sollten, sind selbst oft unsicher und überfordert.
Die Notwendigkeit von Leitplanken und Struktur
Unsere Gesellschaft braucht Leitplanken und Strukturen, um Orientierung und Sicherheit zu bieten.
Diese Strukturen sind nicht einschränkend, sondern unterstützend. Sie helfen uns, uns in einer komplexen Welt zurechtzufinden und unsere Rollen zu verstehen. Ohne diese Strukturen verlieren wir uns selbst und die Gemeinschaft, zu der wir gehören.
Eltern und Schulen spielen eine entscheidende Rolle in diesem Prozess. Eltern sollten als Vorbilder fungieren und ihren Kindern Werte und Normen vermitteln. Schulen sollten nicht nur Wissen, sondern auch soziale Kompetenzen und Verantwortungsbewusstsein lehren.
Dies erfordert eine gemeinsame Anstrengung und ein Bewusstsein für die Bedeutung von Strukturen und Rollen.
Ein Appell für mehr Bewusstsein und Verantwortung
Das enttäuschende Konzert von Taylor Swift in Zürich hat mir die Augen für tiefere gesellschaftliche Probleme geöffnet. Es hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir uns unserer Rollen und Verantwortungen bewusst werden und Strukturen schaffen, die uns Orientierung und Halt geben. Nur so können wir die Identitätsprobleme und Unsicherheiten überwinden, die viele junge Menschen heute plagen.
Wir müssen lernen, uns selbst besser zu verstehen und unsere Plätze in der Gesellschaft zu finden. Dies erfordert Achtsamkeit, Selbstreflexion und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Auch wenn bei Pferden nicht unbedingt von Selbstreflexion die Rede sein kann, wird in einem Herdenverband jedem einzelnen Pferd schnell klargemacht, wo er oder sie hingehört. Pferde sprechen eine deutliche und klare Sprache. Manchmal schlagen sie, manchmal beißen sie und mehrheitlich sind sie friedliebend und wohl in einem ausgeglichenen Verband.
Genau wie wir Menschen.
Nur dann können wir als Gemeinschaft wachsen und eine Gesellschaft schaffen, die nicht nur individuell, sondern auch kollektiv stark ist.
Schlussgedanken
Taylor Swift mag eine talentierte Sängerin sein, aber ihr Konzert in Zürich war für mich ein Symbol für die größeren Probleme, mit denen unsere Gesellschaft konfrontiert ist.
Es war eine enttäuschende Erfahrung, die mich zum Nachdenken gebracht hat über Identität, Rollenverteilung und die Notwendigkeit von Strukturen.
In einer Welt, die zunehmend chaotisch und orientierungslos erscheint, ist es wichtiger denn je, dass wir uns unserer Rollen bewusst werden und Verantwortung übernehmen, sowohl für uns selbst als auch für die Gemeinschaft, zu der wir gehören.
Pferde können uns dabei helfen, unsere Echtheit und relevanten Themen zu finden.
Durch ihre klare und unmissverständliche Art zeigen sie uns, wo wir in der Gesellschaft stehen und welche Rollen wir übernehmen sollten. Indem wir von ihnen lernen, können wir eine stärkere, strukturierte und harmonischere Gesellschaft schaffen.
Zur Autorin - Elif Schleiniger:
Schon als Kind hatte Elif eine große Leidenschaft für Pferde! Doch dass sie eines Tages als Westerntrainerin arbeiten würde, hätte sie sich in jungen Jahren nie erträumt. Ihre berufliche Laufbahn begann zunächst als Lehrerin, da ihr der Kontakt und der Umgang mit Menschen immer große Freude bereitet hat. Die Begeisterung für den Westernsport wuchs jedoch stetig und so entschloss sie sich, diesen Weg professionell zu verfolgen und auszubauen. Der Übergang in den internationalen Westernsport war herausfordernd, jedoch mit tatkräftiger Unterstützung ihres Mannes und ihrer Familie gelang ihr der Sprung. Heute ist sie sehr dankbar für diesen Weg und bereichert ihr Wissen fortlaufend durch den Austausch mit anderen Trainern und durch zahlreiche Fortbildungen im Bereich des mentalen Coachings.
Homepage: www.alpinewesternhorses.com/
Instagram: www.instagram.com/elifschleiniger/
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