Das (Gipfel-)Ziel loslassen
- hallo81069
- 17. Aug.
- 7 Min. Lesezeit
Gastbeitrag von Corinna Ehling

Vor ein paar Tagen hielt ich mir in meiner Agenda einen Tag frei für eine Bergtour im Appenzeller Alpstein. Die wettermäßigen Voraussetzungen waren perfekt: nicht zu heiß, wolkenloser Himmel und kein Risiko von plötzlichen Gewittern, die im Sommer in den Bergen manchmal stattfinden. Ich fühlte mich gesegnet, dass ein freier Tag und diese guten Bedingungen zusammenkamen. Mein Ziel war der Säntis-Gipfel, der gemäß Wegweiser in knapp 5 Stunden erreicht werden konnte. Da ich ja Zeit hatte, genoss ich jeden Schritt in dieser wunderschönen Bergwelt, die recht nahe von meinem Zuhause ist und die ich gut kenne.
Nach etwas mehr als einer Stunde kam ich beim Berggasthaus Schäfler an, von dem ich bei einem Kaffee eine traumhafte Aussicht genießen konnte. Und ich freute mich schon riesig auf den noch vor mir liegenden Höhenweg zum Gipfel. Doch als ich da genussvoll auf der Terrasse saß, fühlte ich Signale von meinem Körper, die mir was anderes sagten. Mir war leicht übel und ich hatte Herzklopfen, das sich trotz langsamer Atmung und der Pause nicht beruhigte. Hmm... zeigt sich da ein Anflug von Überforderung? Das passte mir jetzt aber nicht grad in den Kram. Ich wollte doch den schönen Weg gehen, genussvoll und in aller Langsamkeit. Langsam, gerade auch deshalb, weil ich gelernt habe, dass ich nicht mehr im gleichen Tempo durchs Leben und die Berge hoch rasen kann wie in früheren Zeiten. Trotzdem kehrte ich noch nicht um, weil es mir dann eine viel zu kurze Wanderung gewesen wäre, und ging weiter den Weg Richtung Gipfel. Doch es schien eindeutig nicht "mein Tag" zu sein. Der schmale Pfad zwischen Fels und Abgrund machte die Sache nicht einfacher. Ich fühlte, dass ich zu ich weiche Knie bekam und dass eine Angst aufsteigt. Immer wieder legte ich eine Pause ein, um die Angst mit Atmung und Erdung abzufangen. Anfangs gelang mir das nicht. Im Gegenteil, mir wurde sogar noch leicht schummrig. Aha, ich hyperventiliere, sagte meine Erfahrung, also setzte ich mich hin, hielt meine Hände vor Mund und Nase und atmete meine Aus-Atemluft ein, was Atmung und Herzschlag beruhigte. Dann entschied ich mein Ziel, den Gipfel zu erklimmen, loszulassen und auf einem anderen Weg zurück zur Ausgangsposition zu gehen. Diese Entscheidung fiel mir schwer, da ich wusste, ich werde vermutlich nicht so schnell wieder so tolle Bedingungen für einen Gipfel-Eroberungstag haben. Und da war sie, die Demut für meinen Körper, der mir seine Grenzen wieder einmal zeigte. Und so dankbar bin ich, dass ich als Naturheilpraktikerin gelernt habe, welche Faktoren zusammenhängen können, wenn der Körper Stopp sagt und wie ich meine Ressourcen stärken kann um im Saft zu sein, so dass ich das nächste Mal den Gipfel in der Kraft erreichen kann.
Wenn jahrelange Überaktivität unsere gesunde Feuchtigkeit verbrennt
In der Traditionellen Europäischen Naturheilkunde (TEN) ist die medizinische Grundlage die 2’500 Jahre alte Humoralmedizin (Vier Säfte-Lehre) von Hippokrates aus der Griechischen Antike. Sie beruht auf den vier Körpersäften und dass die Gesundheit des Menschen vom Gleichgewicht dieser vier Säfte (humores) abhängt. Spannend finde ich, dass das Wort “Saft” im griechischen “Humor” genannt wird. Ja, wenn wir “im Saft” sind, sind wir sozusagen “im Humor”.
In Kürze erklärt sind die vier Körpersäfte:
SANGUIS, hat die Eigenschaften warm und feucht und ist dem Element Luft zugeordnet
PHLEGMA, hat die Eigenschaften kalt und feucht und ist dem Element Wasser zugeordnet
CHOLERA, hat die Eigenschaften warm und trocken und ist dem Element Feuer zugeordnet
MELANCHOLERA, hat die Eigenschaften kalt und trocken und ist dem Element Erde zugeordnet
Gesundheit entsteht durch ein Gleichgewicht dieser Säfte.
Ja, was hat das mit dem Erschöpfungszustand zu tun?
Jahrelange Überaktivität, wie ich sie meisterhaft gepflegt habe, hat meine angeborene gesunde Feuchtigkeit verbrannt. Als wir geboren wurden, waren wir im Idealfall im Saft. Wir waren prall gefüllt mit guter Feuchtigkeit, mit viel Wasser und einer gesunden inneren Wärme. In der Humoralmedizin wäre das SANGUIS mit den Eigenschaften warm und feucht.
Doch unsere Leistungsgesellschaft, in der die CHOLERA und das Element Feuer überhand haben, fordert seinen Tribut. Stress, sich zu wenig Ruhe gönnen, unter Druck stehen, zu viel Bildschirmzeit, zu wenig in der Natur, immer etwas tun müssen… all das verbrennt diese gesunde und wichtige Feuchtigkeit. Dazu kommen all die Schadstoffe aus Umweltverschmutzung, in Lebensmitteln, Medikamente, Alkohol und tausende mehr. Das Nervenkostüm wird dünner, man ist weniger belastbar, der Schlaf wird schlechter, das Gedankenkarussell und innere Unruhe nehmen zu und mit der Gelassenheit, die man in früheren Jahren noch hatte, ist es scheinbar endgültig vorbei. Es geht immer mehr in Richtung Trockenheit im Körper. Bei Frauen äußert sich dies in der Menopause mit Hitzewallungen usw.
Ja, spätestens in den Fünfzigern bekommt man die Rechnung für die letzten Jahre / Jahrzehnte, in denen man zu viel im Feuer unterwegs war. Es entstehen chronische Beschwerden und Krankheiten.
Und das kenne ich sehr gut. Vor 16 Jahren, als ich 39 war, hat mich dieses Gehetzt-sein, dieser innere Druck perfekt sein zu müssen ausgebrannt. Burnout = Ausgebrannt sein. Das Feuer hat meine gesunde Feuchtigkeit verbrannt, die Flamme ist erloschen. Wenn dies passiert, ist es mit dem Gleichgewicht der Säfte längst vorbei. Die MELANCHOLERA mit den Eigenschaften kalt und trocken ist dann am Steuer. Das bedeutet Erschöpfung, Depression, Sinnlosigkeit.
Wie kann das Gleichgewicht erhalten oder wieder hergestellt werden Dies ist die Stärke der Traditionellen Europäischen Naturheilkunde (TEN). Ebenso wie in der Chinesischen, der Vedischen Medizin, sowie in anderen alten Medizinalsystemen, geht es immer um die Herstellung des Gleichgewichts und um die Selbstregulation. So dass Körper, Geist und Seele fähig sind, mit inneren und äußeren Reizen umzugehen und sich ständig anzupassen und im Saft und in der Kraft zu bleiben. Welche Werkzeuge nutzen wir TEN-Naturheilpraktiker dafür? Im Gespräch mit den KlientInnen finden wir heraus, wie stark das Ungleichgewicht ist und welcher Saft dominiert. Es geht jedoch noch viel tiefer. Wir stellen auch fest, wie stark der Organismus mit Verunreinigung belastet ist. Ich nutze zusätzlich noch die Dunkelfeld-Mikroskopie, wo ich einen Tropfen Blut anschaue und zusätzlich viele Informationen über den Zustand des Körper-Milieus erhalte. Mit der Iris-Diagnose finde ich zudem heraus, wie der Organismus dieses Menschens von Grund auf auf Reize reagiert. Dies ist wichtig für die richtige Wahl der Massnahmen, Heilpflanzen, Ernährung und Methoden. Mögliche Werkzeuge, um das Gleichgewicht wieder herzustellen oder zu erhalten: ● Ordnungstherapie (einfach gesagt, wieder Ordnung ins Leben bringen)
● Klassische Massage
● Fussreflexzonentherapie
● Ernährungstherapie
● Heilpflanzenkunde
● Entgiftungskuren
● Heilfasten
● Aus- und Ableitende Verfahren (Blutegel, Darmreinigungskur, Schröpfen usw.)
● Hydrotherapie (Wasseranwendungen, Wickel usw.)
● und einiges mehr, je nach Therapeut
Ich arbeite zusätzlich mit schamanischen Heilmethoden (Heilsitzung im Medizinrad, schamanische Reisen), sowie mit Energetischer Behandlung (Hände auflegen).
FAZIT: Was ich dir heute mitgeben kann
Mich brauchte es lange Zeit, die gesunde Feuchtigkeit wiederherzustellen, da mein Temperament mich immer wieder dazu verleitet hat, überaktiv zu sein, anstatt mir Pausen zu gönnen. Und auch jetzt, wo ich wirklich an einem ganz anderen Punkt stehe als vor einigen Jahren, kann es passieren, dass ich in einer stressigen Phase viel rascher Kraft verliere als in jüngeren Jahren. Einfach weil ich mir die stabilisierende, Gelassenheits-spendende, beruhigende gesunde Feuchtigkeit über viele Jahre ziemlich verbrannt habe.
Wenn du das Gefühl hast, dass du mit einem Überschuss an Feuer lebst und ein Stück gesunde Feuchtigkeit verbrannt wurde, gebe ich dir hier gern einige Empfehlungen, um wieder mehr ins Gleichgewicht zu kommen. Dies sind allgemeingültige Empfehlungen und berücksichtigen nicht die individuelle Situation. Wisse, dass die Herstellung einer gesunden Feuchtigkeit, je nach Zustand, Monate oder ein Jahr und länger braucht.
Stressfaktoren reduzieren und so gut wie möglich aus dem Leben verbannen (Stress = Feuer)
finde einen Weg, um gelassener mit äußeren Druck umgehen zu können meide Computerarbeit und Handy-Zeit, insbesondere an heißen Tagen
falls du doch am Computer sitzen musst, lass im Hintergrund sanfte Wasserrauschen-Geräusche von von einem Bach laufen (gibts jede Menge in youtube)
meide starke Sonneneinstrahlung, insbesondere an heißen Tagen
halte dich mehr im und am Wasser auf, gehe rauschenden Bächen entlang
halte dich im Wald auf
lasse dich von einer naturheilkundlichen Fachperson bei einer Darmsanierung und Entschlackungskur begleiten und leite erhitzende Stoffe wie Gifte usw. aus
bevorzuge eine ausgewogene, naturbelassene Ernährung mit saisonalen, regionalen, vollreifen und unverarbeiteten Lebensmitteln aus der Natur
viel und möglichst farbiges Gemüse essen, sowie viele Beeren, Obst und Früchte (all dies enthält Wasser)
meide verarbeitete Lebensmittel (fördern übermässiges Feuer)
meide erhitzende Lebensmittel wie Grilladen, rotes Fleisch, scharf angebratenes
bevorzuge Gedünstetes und alles Wasserreiche wie lang gekochte Eintöpfe, Gemüsesuppen, Humus, Linsen Dal und alle Lebensmittel, die eine gesunde Feuchtigkeit enthalten (Milchprodukte sind auch feucht, verschleimen jedoch und fördern Kälte, was bei Erschöpfung kontraproduktiv ist)
ausreichende Trinkmenge (35 ml pro Kg) mit gesunden Getränken (ohne Kohlensäure)
meide scharfe Gewürze, Ingwer, Pfeffer, Chili, roher Knoblauch und Zwiebeln
meide Zuckerhaltiges, Alkohol, Zigaretten, Kaffee, Schwarztee und andere Suchtmittel
verwende täglich gute Öle wie Olivenöl, Walnussöl, Kürbiskernöl, Kokosöl, Hanf- und Leinöl (gute Fette bauen die Feuchtigkeit auf)
iss täglich eine massvolle Portion Chia-, Lein- oder Hanfsamen
nimm täglich gute Omega 3 Fettsäuren-Produkte zu dir (besonders wertvoll für Feuchtigkeits-Aufbau)
gönne dir regelmäßig entspannende Lomi Lomi- oder Aromaölmassagen
gönne dir Wellness-Tage (meide jedoch Sauna über 65 Grad und Dampfbad über 40 Grad)
und tue alles, was dir gut tut und dir Freude macht
Bist du im Gleichgewicht oder fehlt es dir im Moment?
Es muss nicht das Feuer sein, das bei dir Überhand genommen hat. Es kann auch ein ganz anderes Thema sein. Was auch immer es ist, in der Naturheilkunde behandeln wir nicht nur die Symptome, sondern sorgen dafür, dass das Gleichgewicht wiederhergestellt wird.
Hast du ein körperliches oder seelisches Thema, bei dem du nicht mehr weiterkommst und im großen Dschungel der Gesundheits-Tipps gern eine Begleiterin hättest, die dich klar und liebevoll an die Hand nimmt?
Ich freue mich, wenn du dich bei mir meldest.
Meine Begleitung ist bei allen Krankenkassen-Zusatzversicherung anerkannt.
Corinna Ehling ist Naturheilpraktikerin TEN

Corinna ist Naturheilpraktikerin TEN und hat eine schöne Praxis in Staadt am Bodensee. In der dunkleren Jahrezeit leitet sie 7-, 10-, oder 21-tägige Dunkelretreat-Seminare im Appenzellerland. Ein weiteres wichtiges Standbein ihrer Arbeit als Medizinrad-Lehrerin. Sie brennt dafür, die Menschen auf köprerlicher, geistiger und energetischer Ebene in die Kraft zu begleiten. Mehr zu Corinna:
Website: https://medizin-frau.ch/
Email: corinna@medizin-frau.ch Facebook: https://www.facebook.com/MedizinFrauCorinnaEhling
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